Angst
Allgemeines über Angst
Deine Angst begleitet dich schon lange und ist immer da? Deine Angst schränkt dich in deinem Alltag massiv ein? Deine Ängste sind manchmal eigentlich übertrieben und du verstehst gar nicht so genau, warum du Angst hast, aber du schaffst es trotzdem nicht, diese zu überwinden? Dann könntest du unter Angststörungen leiden.
Hier erfährst du alles wichtige über Angststörungen. Das Wichtigste aber jetzt schon mal: Auch wenn eine Angststörung ein ernstzunehmendes Problem ist, was viele Kinder und Jugendliche betrifft, gibt es viele Wege, wieder gesund zu werden und damit umzugehen. Du musst dir also keine Sorgen machen, dich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Was sind Angststörungen?
Eine Angststörung besteht, wenn deine Angstreaktionen in eigentlich ungefährlichen Situationen auftreten.
Angststörungen zeichnen sich dadurch aus, dass deine Angst in keinem angemessenen Verhältnis mehr zur tatsächlichen Bedrohung steht. Du erlebst die Angst dennoch psychisch und körperlich sehr intensiv. Deine Angstzustände können dabei so stark werden, dass du deinen Alltag nicht mehr normal bewältigen kannst.
Angststörungen kommen häufiger vor als alle anderen Arten von psychischen Erkrankungen. Starke Angstgefühle können über Jahre anhalten und sich für dich mit der Zeit als etwas Normales anfühlen. Aus diesem und anderen Gründen werden Angststörungen häufig nicht diagnostiziert oder behandelt. Dabei gibt es heutzutage gute Möglichkeiten, Angststörungen zu diagnostizieren und damit zu leben.
Welche Symptome entstehen bei Angststörungen?
Bei Angststörungen handelt es sich um Angstzustände, die du nicht mehr mit einer "normalen" Angst, wie sie jede:r kennt, vergleichen kannst. Das heißt, deine Angstzustände wirken für Außenstehende oft nicht nachvollziehbar und unangemessen, da es häufig keinen erkennbaren Grund für diese Angst gibt. Hast du vor etwas eine große Angst, reagierst du mit Stress und aktivierst damit sowas, wie dein inneres Kurzzeit-Notfall-Programm. Egal ob Schock, Angriff oder Flucht. Es entsteht zunehmend ein Rückzugsverhalten, wobei die Dauer und Häufigkeit der Angstzustände zunimmt.
Typische Symptome für Angst sind:
Starke Anspannung
Erhöhter Herzschlag
Schwitzen
Kreislaufprobleme und Schwindel
Panikattacken
Achte unbedingt auf die Warnsignale deines Körpers und vor allem deiner Seele. In bestimmten Situationen ist ein gewisses Maß an Angstsymptomen natürlich und normal. Dein Körper sendet dir damit das Signal, dass du aufpassen musst. Sollten manche der Symptome jedoch häufig auch in alltäglichen Situationen auftreten, die eigentlich keine Bedrohung darstellen, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass du an einer Angststörung erkrankt bist.
Wichtig ist, dass nur ein:e Fachärzt:in feststellen kann, ob du wirklich unter Angststörungen leidest. Die Symptome von vielen psychischen Krankheiten sind ähnlich und für Betroffene schwer zu unterscheiden.
Was sind Ursachen von Angststörungen?
Deine Angst ist krankhaft, wenn sie ohne konkreten Anlass auftritt, ständig da ist und dich in deiner Lebensqualität einschränkt. Die Ursachen dafür sind vielfältig und können nur von Psychotherapeut:innen oder entsprechenden Fachärzt:innen korrekt diagnostiziert werden.
Grundsätzlich benennen Expert:innen folgende Ursachen für krankhafte Angst:
Stress
Traumata
Alkohol- und Drogenkonsum
bestimmte Medikamente
Funktionsstörungen der Schilddrüse
Herz- und Hirnerkrankungen
Häufig können dich auch Kleinigkeiten des Alltags, bei denen du gar nicht bemerkst, dass sie dich stressen, zu einer hohen Belastung werden. Dieses Warnsignal solltest du ernst nehmen und nicht einfach als “normale Angst" abtun.
Was hilft bei einer Stigmatisierung von Ängsten?
"Ach jetzt stell dich mal nicht so an” oder “ist doch gar nicht so schlimm” hast du bestimmt schon viel zu oft gehört. Solche und andere Aussagen zeigen auf, dass Leute sich einfach nicht vorstellen können, was in dir drin passiert. Du fühlst dich deutlich stärker durch kleine Auslöser bedroht als andere, und kannst dir selbst gar nicht erklären warum? Umso wichtiger ist es, dass du genau das deinem Umfeld mitteilst, einfach, damit sie wissen, dass es bei dir so ist.
Um damit besser umzugehen, kannst du folgende Punkte für dich ausprobieren:
Sprich aus, dass gewisse Situationen dir Angst machen.
Teile Menschen mit, dass du dich schämst, und das dir zusätzlich Angst macht.
Rede offen mit Freunden:innen, Familie, Vertrauenspersonen über dein Problem.
Teile mit, dass Ängste eine körperliche Reaktion bei dir auslösen.
Sei ehrlich und sage, dass du dich von alleine nicht dagegen wehren kannst.
Je mehr Menschen sich trauen, über ihre Ängste zu reden, desto weniger müssen Betroffene unter Schamgefühlen leiden, weil sie denken, etwas mit ihnen sei nicht in Ordnung. Denn das stimmt so nicht! Du bist absolut in Ordnung so, wie du bist. Deine Panikattacken sind es aber nicht.
Gibt es Tipps, wenn ich betroffen bin?
Wenn du unter Angststörungen leidest, vermeidest du vermutlich belastende Situationen. Leider nimmst du dir damit eine sehr wichtige Erfahrung. Nämlich, dass das, wovor du Angst hast, vielleicht gar nicht passieren wird. In akuten Angstsituationen können dir bestimmte Reize, sogenannte Skills, helfen, deine Angst etwas zu verringern. Finde heraus, welche das für dich sind. Wenn du merkst, dass sich deine Situation nicht verbessert, schau dir unsere Hilfsangebote an.
Zuerst guckst du dabei, in welchem Zustand du dich befindest. Du beziehst dich auf deine Stresstoleranz, den Umgang mit Gefühlen und zwischenmenschlichen Fertigkeiten. Danach benutzt du einen passenden Skill, um mit der Situation klarzukommen.
1. Unterteile deine Angst in diese 3 Bereiche von 0 bis 100:
niedrig: 0-30 (alles ok)
mittel: 30-70 (starte unbedingt mit Skills)
hoch: 70-100 (Achtung, das kann dein "point of no return" sein. Klar denken und reagieren geht nicht mehr)
2.Skills Vorschläge...
... bei Niedrigstress:
Telefonieren
Freund:innen treffen
Social Media nutzen
Tiere beobachten
Kuscheltier fest drücken
... bei Mittelstress:
Tempo rausnehmen. Alles unternehmen, was dir hilft, dich zu beruhigen, ohne deinem Köper zu schaden.
Bewusstes Gehen / Schmecken / Riechen / Fühlen und Hören
Augen schließen und bewusstes Atmen. Zähle 1 beim Einatmen und 2 beim Ausatmen und wiederhole das 10 mal
Meditation, wenn du darin bereits geübt bist!
... bei Hochstress:
eine Chilischote kauen
ins Kissen schreien
laute Musik hören
3x Treppe runter und wieder hoch laufen
Kühlpack oder Wärmesalbe auf die Arme
Generell gilt: Alles, was Reize setzt, um dich ins "Hier & Jetzt" zurückzuholen, deine Anspannung reduziert oder dich ablenkt, kann dir dabei helfen, deine Angst zu reduzieren.
Gibt es professionelle Hilfe, die ich aufsuchen kann?
Eine Angststörung ist eine psychische Erkrankung, die du nicht selbst heilen kannst. Wenn deine Symptome schon über einen längeren Zeitraum anhalten, hat es Sinn, etwas dagegen zu tun. Angststörungen sind gut behandelbar, nachdem sie offiziell diagnostiziert wurden. Es gibt verschiedene Optionen für dich, die wir hier und auch im Bereich "Hilfsangebote" für dich zusammengefasst haben. Zum einen findest du dort den "Hilfekompass", der dir zeigt, in welcher Situation welche Hilfe sinnvoll ist. Du findest aber auch ganz konkrete Anlaufstellen, die du direkt über die App kontaktieren kannst!
Grundsätzlich gibt es für dich folgende Optionen:
Stufe 1: Sprich mit deinen Eltern oder deinen Freund:innen über deine Situation. Wenn du dich ihnen gut anvertrauen kannst, erzähle ihnen, dass es dir schlecht geht und du eventuell unter einer Angststörung leidest.
Stufe 2: Suche ein Beratungsangebote auf. Es gibt viele kostenlose und gute Beratungen, die dir weiterhelfen können. Neben Beratungen in deiner Nähe gibt es auch Online- und Telefonangebote. Alle findest du im Bereich "Hilfsangebote".
Stufe 3: Suche ein:e Ärzt:in auf. Sowohl dein:e Hausärzt:in als auch Psychotherapeut:innen können feststellen, ob es sich bei den Symptomen wirklich um eine Angststörung handelt. Eine vollständige Liste findest du auch im Bereich "Hilfsangebote" (Stufe 3).
Stufe 4: Wenn du über mehrere Monate an Angststörungen leidest, ein normales Leben nicht mehr möglich ist und du schon die ersten 3 Stufen ausprobiert hast, kommt auch eine (teil-)stationäre Psychiatrie infrage. In diesen speziellen Krankenhäusern wird sich intensiv um dich gekümmert und ein Weg aus der Krankheit erarbeitet.
Wichtig ist nur, dass du dich traust, etwas gegen deine Krankheit zu unternehmen. Nur so kannst du auch langfristig wieder gesund werden.